Branding

Ich war 45 und hatte zwei Beziehungen hinter mir. Eine 20jährige Beziehung, wovon wir 8 Jahre als Wochenendbeziehung lebten und ich einige Nebenbekanntschaften hatte sowie meine 10jährige Ehe.

Nun stand ich wohl vor meiner dritten Beziehung. Ich stellte schnell fest, was der eine nicht hatte, hatte der andere und umgekehrt. Den perfekten Mann gab es nicht, soviel war klar.

Ich hatte den tiefen inneren Wunsch endlich in einer Partnerschaft ankommen zu wollen.

 

Meine dritte Beziehung gab mir etwas, was mir die anderen Beziehungen davor nicht geben konnten.

Die Befriedigung meiner masochistischen Neigung. Darüber hinaus besaß er auch andere Eigenschaften die ich an ihm sehr schätzte und mochte. Er war fast perfekt. Aber eben nur fast. Trotzdem war ich mir sicher, für mich passender könnte ich keinen Partner mehr finden.

Ihm ging es wohl ebenso.

 

So entschlossen wir uns nach 1,5 Jahren, ich sollte mir seine Initialen auf mein rechtes Schulterblatt brennen  lassen. Einige würden wohl sagen, viel zu verfrüht.

Diese Markierung sollte dafür stehen, dass ich mich dafür entschieden hatte, bis an mein Lebensende ihm zu gehören und dass er sich verpflichtet hatte, bis an sein Lebensende für mich zu sorgen und mich zu schützen. Sie stand dafür, dass wir uns verpflichtet hatten, durch Dick und Dünn zu gehen und das sich die Frage einer Trennung für uns nicht mehr stellen sollte.

Dieses Branding konnte man nicht wie einen Ehering absetzen, verlieren oder austauschen.

Dieses Branding sollte insbesondere mich vor der Entscheidung schützen aufzugeben, wenn es schwierig wurde.

 

Viele Frauen auf der Welt, damals wie heute, gehen arrangierte Ehen ein.

Nicht immer aber oft stellten sich gerade solche Beziehungen als langlebig und sicher heraus, weil das Fundament aus gegenseitigem Respekt und Achtung bestand und nicht aus Liebe.

 

Nach unserer Auffassung leben wir unsere Beziehung nach Gottes Wort.

Der Mann solle führen und die Frau sich ihm unterordnen.

 

Die Sache mit der bedingungslosen Unterordnung war nicht so einfach. Ich wollte mich unterordnen, wenn er meine Vorstellung von Führung erfüllte. Dieser Punkt brachte mich regelmäßig zum Scheitern meines gewollten Vorhabens.

So tat ich, was viele Frauen tun. Sie versuchen Ihre Männer umzuerziehen. Wir redeten oft darüber, was mir nicht gefiel und woran er arbeiten könne damit unsere Beziehung im Sinne unserer Vorstellung besser wurde. Es dauerte einige Zeit bis ich begriff, dass meine Verbesserungsvorschläge an seinem Führungsstil dafür sorgten, dass er in seinem Handeln unsicherer wurde und er gar nicht mehr er selbst sein konnte, weil er aus lauter Liebe bemüht war es mir recht zu machen. Meine Unterordnung war an Bedingungen geknüpft. Ich konnte mich ihm nicht bedingungslos unterordnen und respektieren. Ich nahm ihn nicht, wie er war.

Dabei wusste ich selbst aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie es sich anfühlte, wenn man nicht bedingungslos angenommen wurde und Liebe an Bedingungen geknüpft ist.

 

Im Gegenzug dazu fällt mir in all der Zeit nicht eine Situation ein, wo er an mir rumgenörgelt hätte. Er schaffte das, was ich nicht schaffte. Er liebte mich bedingungslos. Er nahm mich mit all meinen Macken und Schwächen an.

Als ich das für mich erkannte schämte ich mich. Hatte er mir etwas voraus, wovon ich mir anmaßte es besser zu wissen.

Von diesem Augenblick an nahm ich mir fest vor, meinen Mann bedingungslos zu respektieren.

Nein, es fällt mir nicht leicht und es ist jeden Tag eine neue Herausforderung für mich. Zu respektieren heißt nicht, nichts sagen zu dürfen oder keine eigene Meinung haben zu dürfen. Der Respekt versteckt sich in der Art wie ich etwas tue. Das ich sein Wort, seine Entscheidungen annehme, besonders dann, wenn es mir schwerfällt.

Wenn man wütend, verletzt oder traurig über eine Handlung vom Partner ist, ist es oft schwierig den Respekt zu wahren.  Ein Wort ergibt das andere und man befindet sich in einem Teufelskreis fernab von Respekt und Liebe. Dann ist es gut, wenn ein Partner in dieser Situation bedingungslos respektvoll (dem Mann gegenüber) oder liebevoll (der Frau gegenüber) bleibt. Wenn mir auffällt, dass ich mal wieder respektlos war, sage ich es ihm und bitte ihn um Vergebung.

Darüber hinaus bin ich dankbar wenn er mich auf mein Fehlverhalten hinweist, weil es mir dabei hilft, ihm nach Gottes Wort zu begegnen.

Wir beide sind uns sicher, dass eine funktionierende und glückliche Beziehung zwischen Mann und Frau nur mit dieser Ordnung bestehen kann.