Die Neugier und das Bedürfnis, Leute kennenzulernen, die ähnlich ticken wie wir, trieben mich dazu den Wunsch an meinen Mann heranzutragen, doch mal gemeinsam einen Swingerclub zu besuchen.
Einfach schauen, wie so ein Club von innen aussieht, welche Leute dort verkehren, wie das so abläuft, wie die Atmosphäre ist und was passiert.
Wir suchten uns zum Einstieg eine harmlose Veranstaltung aus.
Kein Motto, kein BDSM, sondern 80er/90er Musik und Tanz bei leckerem Buffet.
Wir legten unsere Absichten und Grenzen fest. Unser Fokus lag auf Schauen und Gleichgesinnte kennenlernen, kein Spiel oder Sex mit anderen.
Ich entschied mich für mein schwarzes rückenfreies Spaghetti-Trägerkleid, klassisch sexy, nicht frivol gepaart mit schwarzen Pumps und Halterlosen. Der Rückenausschnitt ermöglichte im Bedarfsfall auch eine Flagsession ohne mich komplett entblättern zu müssen. Er, klassisch im weißen Hemd und Anzughose mit Jackett. So fühlten wir uns sicher.
Auf dem Weg dahin stieg unsere Anspannung und wir malten uns während der Autofahrt aus, was passieren könnte. Angekommen, standen schon draußen Paare. Die meisten in unserem Alter, von elegant bis frivol freizügig gekleidet, in jeder Figur und Statur. Wir reihten uns ein und musterten und lächelten hier und da andere an, wenn Blicke sich trafen.
Unser erster Gang ging zur Bar, um sich am Weinglas festzuhalten und beschäftigt zu sein. Während wir nippten, schweiften unsere Augen umher und hielten Ausschau nach Leuten,deren Profil wir im Joyclub schon besucht hatten.
So fanden wir das @Gummibärchen-Paar, welches wir ganz nett vom Profil her fanden und ich sprach sie direkt an.Wir kamen ins Gespräch und gaben offen zu, dass dies unser erster Clubbesuch war.
Die beiden erzählten uns ein bisschen von ihrem ersten Clubbesuch und beruhigten uns, dass alles ganz zwanglos sei. Wir stießen auf einen schönen Abend an und plauderten ganz munter bei Buffetthäppchen weiter.
Mein Schatz gönnte sich Melonensalat, der mir leider nicht schmeckte und ihm, heute noch in guter Erinnerung, eine Woche lang zum Verhängnis wurde. Zu Tisch gesellte sich noch ein älteres Paar, welches wohl Stammgast im Club war.
Der ältere Herr fand Gefallen an mir und erklärte sich bereit uns die Clubräumlichkeiten zu zeigen. Nach dem Rundgang gönnten wir uns ein weiteres Glas und die lockere Stimmung fing an anzustecken.
Unsere Anspannung viel, das Eis war gebrochen und ich hatte Lust eine Runde zu tanzen.Von der Tanzfläche zurück, himmelte ich meinen Schatz an, ob wir nicht doch vielleicht spielen gehen wollten. Er ließ sich überreden und wir gingen in die obere Etage ins BDSM Spielzimmer, welches zwar eine Tür hatte, welche aber nicht abschließbar war.
Der Raum war ziemlich dunkel. Mein Schatz zog mich aus und machte mich am Andreaskreuz fest, woran leider nur Stricke hingen. Die Musik im Raum unterschied sich von der der Musik, die im übrigen Haus auch noch zu hören war, so dass ich mir ein bisschen wie auf dem Jahrmarkt vorkam.
Er fing an, mit seiner kleinen Gummi-Neunschwänzigen meine Rücken zu bearbeiten. Nach einigen Schlägen signalisierte er mir, dass wir Zuschauer bekommen hatten und fragte mich, ob er sie rausschicken solle. Ich verneinte und erkannte den netten älteren Herrn, der sich zum Zuschauen dazugesellt hatte.
Ohne das ich mich fallen lassen konnte, kreisten meine Gedanken zwischen Jahrmarktgefühl und „Beeindrucken wollen“ hin und her. Ich musste innerlich schmunzeln und fragte mich die ganze Zeit, wann er denn nun mal Gas geben würde, da er mir keine Reaktion entlocken konnte.
Nach einer gefühlt halben Stunde brach er ab. Er war der Meinung, dass es genug war, außerdem könne er in der Dunkelheit des Raumes schlecht erkennen, was er eigentlich tat. Ich war enttäuscht, da ich so gar nichts aus dieser Session mitnehmen konnte.
Unser Zuschauer probierte sich, nach unserer Zustimmung, ungeschickt ebenfalls kurz an mir.
Wir verließen die Location und gingen wieder zu den Anderen.
Ein Blick in den Spiegel der Damentoilette verriet mir, dass die Schläge wohl doch nicht so ohne waren, wie ich sie empfunden hatte. Insbesondere meine linke Schulter glich einem blauen „Hulk-Buckel“. Keine Striemen, einfach nur komplett blau und geschwollen. Ich verstand es nicht. Das Aussehen meiner Schulter im Verhältnis zu meinem Empfinden.
Ich setzte mich an die Bar und während ich wartete bis er mit zwei Getränken zurückkam, fing ich an leicht zu frieren. Gleichzeitig stellte ich fest, dass der linke Daumen taub war. Offensichtlich war der Nerv durch die Strickfesselung und mein Reinhängen in die Seile beschädigt.
Wir tanzten noch ein paar Runden und verließen kurz nach Mitternacht den Club, weil ich auf einmal ziemlich erschöpft war.
Im Fazit war es definitiv eine Erfahrung, die wir nicht missen möchten, weil wir auch hier wieder einiges dazugelernt haben. Unterschätze nie Rausch und Hormoncocktail, der dich in solchen Situationen überfluten kann und dich nicht mehr Herr deiner Sinne sein lässt. Halte dich an, im nüchternen Zustand, gesteckte Grenzen.
Ich hatte noch nie von einer Flagsession so ein Ergebnis davon getragen und es dauerte fast eine Woche bis die Schwellung wieder zurückging. Nach ungefähr einem halben Jahr hatte sich mein Daumennerv erholt und das Gefühl kehrte zurück. Die Nachwirkung des Melonensalates hielt bei meinem Herrn in Form einer Magen-Darm-Verstimmung ebenfalls ca. eine Woche an.
Heute lachen wir über die Erinnerungen an unseren ersten Clubbesuch.
Antoynette