Party-Freundschaften

Ich kenne so einige Leute. Man trifft sich in größeren oder kleineren Abständen für gemeinsame Unternehmungen oder zum Essen.

Neulich war ich über einige Zeit erkrankt.
Was macht man, wenn man krank ist? Hängt man es an die große Glocke oder kämpft man alleine vor sich hin?

Ja, es ist schön, wenn andere aufrichtig daran interessiert sind wie es einem geht und ehrlich uneigennützig helfen wollen. Doch jeder hat seinen Rucksack zu tragen, ist im Alltag genug eingebunden. So dass es verständlich ist, nicht noch mehr Belastung auf sich nehmen zu wollen.

Oft ist die Frage „Wie geht es Dir?“ eine Floskel und die eigene Antwort wird als Aufhänger genutzt um ausführlich vom eigenen Leid zu erzählen. So gerade ich oft in die Rolle des Zuhörers, wo mir andere Ihr Leid klagen oder ihre Geschichten erzählen.

Wir Menschen brauchen soziale Kontakte. Doch welche Anzahl ist sinnvoll?
Es scheint, seine eigene Wertigkeit bemisst man an der Anzahl seiner „Freunde“.
Mediale Plattformen mit Followern und Likes sind ebenfalls Ausdruck dafür.

Ich suche nicht nach oberflächlichen Party-Freundschaftsbeziehungen.

Ich suche eine verlässliche Winnetou-Old Shatterhand-Freundschaft, die gekennzeichnet ist von gegenseitiger Akzeptanz und Fürsorge.

Eine Freundin meinte letztens zu mir, man sollte um Hilfe bitten, wenn man welche benötigt.
Ansonsten signalisiert man nach außen, dass man es alleine schafft. In der Wechselwirkung traut sich
unser Gegenüber dann auch nicht Hilfe einzuholen, weil man genauso taff sein will wie die Anderen.
Ein Trugbild, an dem sich zum Schluss alle messen , welches unseren eigentlichen Bedürfnissen entgegen steht und uns zu Einzelgängern in einer oberflächlichen „Spaßfreundschaft“-Gesellschaft macht.

Gelebte Unterstützung statt Spaßfaktor als Maßstab von zwischenmenschlichen Beziehungen.

Schwach sein können ohne verurteilt zu werden, Hilfe in Anspruch nehmen ohne sich hilflos zu fühlen.

Jedoch den gesellschaftliche Druck, immer fit, gesund, gut gelaunt, gutaussehend zu sein, erschaffen wir uns selbst.

Wer postet schon in WhatsApp-Status, Tik Tok oder You Tube Dinge von seiner schwachen Seite des Lebens?
Follower auf Instagram oder Facebook suggerieren Dir „ich werde gemocht“ , „man findet mich gut“. Kein Follower interessiert sich für Dein Leid, du bist allein mit 1000 Followern und Likes.

Den Ursprung dieser Entwicklung sehe ich in der Gesellschaftsform, welche das Individuum, die Individualität fördert anstatt die Homogenität, den Zusammenhalt, die Gruppe.
Durch Förderung der Individualität entsteht Uneinigkeit, weil keiner bereit ist sich unterzuordnen, welche den Führenden die Macht sichert.